“Sabbel nicht, dat hält!”
Das war der Titel zum Fachwerk Workshop am Wochenende in Hermannshagen. Und im Resümee ist es doch erstaunlich, dass dieser Satz nie gefallen ist; aber was ist geschehen in diesen drei Tagen?
In angenehm, kleiner Runde haben wir uns am Gutshaus getroffen, um die Bauweise des Holzfachwerks anzuschauen und auszuprobieren. Die Runde war nicht Corona bedingt auf 10 Teilnehmende beschränkt, sondern Werkzeug, Arbeitsplätze und Erklärminuten sollten für alle ausreichen. Dennoch hatte Zimmerin Anette mit uns viel zu tun: Der theoretische Start am Freitag fing mit einen Überblick an zu den Werkzeugen, die wir verwenden werden würden. Auch über die Statik in der Holzkonstruktion wurde referiert, was direkt in eine Begehung der drei verschiedenen Häuser am Ort mündete. So haben wir die ungünstigere (statische) Version der Wandverstrebung am „Konsum“ erkannt, die Merkmale des „sächsischen“ Fachwerks am Gutshaus bemerkt oder auch ganz einfach erfahren, was eine „Z“-Tür ist. Unglaublich viele neue Fachbegriffe prasselten auf uns ein, Stiel, Zapfen, Rähm, Klöpfel .. mir schwirrt heute noch der Kopf davon.
Am Samstag ging es dann gleich mit Bundseiten-Bestimmung los und den ersten rechtwinklingen, geraden Sägeschnitten an dem ersten eigenen Übungs-Meter. Das eine Ende wurde angezeichnet um zu einem geraden Zapfen ausgearbeitet zu werden. Danach wurde der Meter nochmal geteilt und im zweiten Stück ein Zapfenloch ausgestemmt mit einem Stechbeitel. Die Spannung steigt, passt der Zapfen ohne zu klemmen oder aufzusitzen in das Loch? Wenn nicht? Tja, dann heißt es nacharbeiten. Am Zapfen, am Loch, an beidem. Bis es passt und zwar genau. Und am Besten noch mit einer bündigen Bundseite! Da gingen für die Detailverliebtheit schon einigen Minuten drauf. Die Vorstellung, so ein ganzes Gutshaus zu bauen sprengt dann doch den Jahresplan .. wir haben uns allerdings sagen lassen, dass es inzwischen einige moderne Maschinen und geschickte Kombinationen von Arbeitsschritten gibt, um Restauration oder Bau von Fachwerken in praktikableren Zeiträumen zu stemmen ..
Wir waren inzwischen aber warm geklöpfelt und wollten nun nach unsere Einstiegsübung zusammen eine Wand bauen. Die hatten wir am Freitagabend bereits geplant und die Maße berechnet: 3m Länge und 1 Meter Höhe soll sie insgesamt haben; mit vier Posten und zwei Streben.
Also kommen zuerst Schwelle und Rähm auf die Arbeitsböcke. Die Bundseiten anzeichnen; zusammen zurren, Länge abmessen und Pfosten Positionen makieren, auseinander wieder und die (geraden) Zapfenlöcher anzeichen. Währenddessen konnte das Material für die Stiele/Pfosten bereits auf passende Länge gesägt werden. Und an den Enden der Pfosten die Zapfen für Schwellenseite und Rähmseite ausgearbeitet werden. Der erste große Zwischenerfolg war es, die vier Posten und Schwelle und Rähm zusammen zu fügen! Das sieht doch schon fast wie eine Fachwerkwand aus! Jetzt fehlen nur noch die zwei Querstreben. Um uns Position- und Winkelbestimmung zu erleichtern, haben wir das Holz-Pfosten-Material an die Wand angehalten und quasi „live“ abgemessen. Mit einer reinen Berechnung hätte es sicherlich Schwierigkeiten gegeben auf dem Millimeter passgenau zu werden. Und sowieso, ist das ein sehr professionelles Vorgehen! Danach hieß es, schräge Zapfen und Zapfenlöcher hinzubekommen. Und siehe da: ein paar Stunden, Holzspäne, Nachfragen und Schweißtropfen später hatten wir eine vollständige Fachwerkwand! Noch schnell den Akku-Schlangenbohrer gezückt um die Stiele und Streben zu fixieren, mit Holznägeln. Dat hält jetzt!
Zugegeben, ein Meter ist jetzt nicht so hoch. Wir haben dann beschlossen, dass sie im Garten bleibt und dort ein Insektenhaus wird. Jetzt braucht sie also noch ein paar fleißig summende Interieur-Gestalter*innen, die ein paar wohnlich, naturnahe Zimmer darin einrichten ..
Wir hatten auf jeden Fall viel Spaß und sind ganz der Faszination Holzverbindungen erlegen. Vielen Dank an Anette für die vielen ermunternden Erklärungen und vielen Dank an die Organisation dieses Ausprobier-Raumes mit schickem Werkzeug und Wohlfühl-Versorgung. (Das Essen war zum Verlieben!)
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